Brief S.E. Metropolit Isaak zur großen Fastenzeit 2015

In kürze beginnt die große Fastenzeit, die die Kirchenväter seit längerer Zeit festgelegt haben.

Im äußeren scheint das Fasten als Verzicht aufs Essen. Im Wesen ist es aber der Ausdruck der Menschenliebe.

In einem Dokument, das uns aus dem 2. Jahrhundert erhalten geblieben ist, können wir lesen, dass die Christen nicht auf Fleisch einfach verzichtet haben, sondern darum gefastet haben, um das Essen mit den bedürftigen Menschen zu teilen. In diesem Dokument, das als Brief an den Kaiser adressiert wurde, stand: „Diese Christen, die Ihr verfolgt, sind gute Menschen, sie lieben einander und lassen keinen unter sich verhungern. Ist einer unter ihnen in Not und ist hungrig, so hören sie mit dem Essen auf und geben es ihm, damit dieser wieder wie sie essen und trinken kann“.

Zweck des Fastens ist, dass wir lieben, dass wir geben und dass wir fühlen. Die Kirche liest im Evangelium des Gerichts (Sonntag des Verzichtes auf Fleisch) : „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet.[…] Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Oder nackt und haben dich gekleidet.[…] Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“. Jesus sagt mit anderen Worten: ich bin in jedem bedürftigen Menschen anwesend, ich habe mich auf dieser Erde mit jedem bedürftigen, leidenden und armen Menschen vereint.

Die Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie sich bewegt, und dort sich befindet, wo die kranken, bedürftigen, fremden, nackten und verfolgten sind. Nur dort ist die Kirche Christi anwesend.
Jesus ist mit uns auf der Erde, in der Wüste, überall dort wo wir Sehnsucht nach ihm haben, ist er.

Das Orthodoxe Fasten ist nicht nur ein Verzicht auf Speisen sondern ein mit Taten verbundener Verzicht. Wir reinigen uns durch das Fasten, indem wir das Gesicht Christi suchen und dieses in jedem armen, hungrigen, fremden, asylsuchenden und deprimierten Menschen finden. Nicht nur materielle sondern auch und geistige Werke der Liebe sollten unsere Gaben an diese Menschen sein.

Wo ist Christus in unserem Fasten? Ist der Verzicht auf manches Essen das, was Gott von uns erwartet? Wo ist die Heilige Schrift in unserem Fasten? Dort finden wir Antworten auf unsere Fragen zum Fasten und dessen Sinn. Lasst uns versuchen die Schrift zu lesen, die uns sagt, dass Fasten nicht nur das Meiden bestimmter Nahrungsmittel ist -das auch wichtig ist- sondern auch zusätzlich jedes Werk der Liebe gegenüber unserer Mitmenschen, im besonderen derer, die bedürftig sind, die wir tagtäglich sehen, und die neben uns auf der gleichen Bank in der Kirche sitzen.

Der Herr Jesus Christus will, dass wir unsere Sünden erkennen und dann zu ihm zurückkehren und sagen, ich habe gesündigt Herr und bekenne meine Sünden genauso, wie dies der verlorene Sohn tat.

Meine Lieben, lasst uns mit Freude, in diese Fastenzeit hineintreten. Lasst uns an den Gebeten und Lesungen Freude finden, die die Kirchenväter uns für diese gesegnete Zeit gegeben haben.

Metropolit Isaak.

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