Weihnachtsbotschaft seiner Seligkeit des Patriarchen Johannes der Zehnte
Das für uns in einer Höhle geborene Kind, um für uns zu sterben, erinnert uns daran, dass es mit uns ist, spricht zu uns, verlässt sich auf uns, um die Botschaft des Friedens und der Liebe zu verbreiten; jene Botschaft, die es zu jedem von uns und in die ganze Welt brachte. Demütig kommt das Kind zu uns, klopft schüchtern an die Tür unserer Herzen an, als ob es in ihnen willig geboren werden würde. Das Weihnachtsfest ist nicht nur eine Erinnerung an die Geburt Jesu in einer Krippe von der jungfräulichen Muttergottes, sondern ist es das Fest seiner Geburt in uns, die erfolgen würde, wenn wir uns nach der Reinheit, die die Muttergottes hatte, streben würden. Die Geburt Jesu in uns veranlasst uns, unsere Pflicht zu seinen Lehren zu erneuern und uns bemühen, seine unbefleckte, schwachlose, reine und durch seinen Heiligen Geist strahlende Kirche zu sein. So nehmen wir gemeinsam wahr, dass die Kirche Christi unsere Mutter ist, dass die Hirten und die Gläubigen dazu berufen sind, Bote Christi zu sein, die ihre Geschwister in der Welt zur Versöhnung und zur Ablehnung der Gewalt einladen, damit der Friede Christi herrschen kann. Die Welt wird erst davon überzeugt sein, wenn sie das Gefühl hat, von den Anhängern Christi geliebt zu sein und dass diese ihre Diener sind.
Die Kirche ist unsere Mutter. Jeder von Euch ist wichtig und hat seine einzigartige Position in ihr. Ihr habt das Recht, von den Hirten der Kirche seelsorglich betreut zu werden. Jeder Hirte auf allen Betreuungsebenen soll unter Euch sein, sich Eure Probleme anhören, sich um Eure Hilfe bemühen und auf Eure lebenswichtigen Fragen Antworten geben.
Euer Recht der Kirche gegenüber besteht auch darin – wenn Ihr dem Gottes Wort gehorcht und Euch enthusiastisch bemüht, Gott nachzuahmen-, dass sie Euch in die Beratungsarbeit und die Lösungssuche für ihre Angelegenheiten mit einbezieht, weil sich alle Kinder samt dem Familienoberhaupt um das Schicksal der Familie gemeinsam kümmern sollen.
Das Weihnachtsfest kommt, jedoch sind viele unserer Kinder vertrieben. Sie sind fern von ihren Häusern und leiden sehr. Unsere Pflicht als Geschwister ist, ihnen beizustehen und sie zu trösten. Dies soll nicht nur durch Gelder und materielle Hilfe, sondern auch durch Anschauhalten, Mitleid und Liebe, erfolgen.
Das Fest kommt, jedoch ist unser Volk mit vielen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert und sich in einer Welt befindet, die sich von den traditionellen Lebensauffassungen zunehmend entfernt, und zugleich Gewalt, Verbrauchslust und Habgier zum neuen und eignen Gesetz macht. Der große Prunk, den wir bei diesem Fest, dem Fest eines Armen in Bethlehem, entfalten, ist ein genügendes Zeichen für die Wahrnehmung, dass wir solchen Gesetzen für unser Leben folgen. Wir sind ja gewohnt, Geschenke untereinander auszutauschen, wie die Weisen Jesus Geschenke brachten. So lasst uns unsere Liebe zum Göttlichen Kind, das zu uns kommt, damit ausdrücken, die Hungrigen zu sättigen, die Kranken zu besuchen und die Obdachlosen aufzunehmen – wozu das Kind selber uns einlädt – und alles Mögliche für sie tun. Das Fest kommt und viele in unseren Ländern fragen nach ihrem Schicksal.
Meine Brüder und Schwestern, das Höhlenkind sagt zu uns: Fürchtet euch nicht, denn ich bin mit euch. Fürchtet euch nicht, weil ihr Geschwister und zum gegenseitigen Beistand und zur einander Unterstützung berufen seid. Fürchtet euch nicht, weil ihr die Leute dieser Länder seid, in welchen ihr seit unendlichen Zeiten durch den Willen Gottes geboren wurdet. Fürchtet euch nicht, weil ihr in diesen Ländern viele Geschwister habt, die Liebe und ein gutes Zusammenleben praktizieren.
Fürchtet Euch nicht, denn Eure Herzen werden versteinert. Begegnet allen mit Freundlichkeit, Freude und voller Zuverlässigkeit auf Euren Gott, den Gott der Liebe; den Gott, der Liebe ist. Seid im Inneren Befürworter der Versöhnung und des Dialogs.
Wir feiern dieses Fest mit unseren Mitchristen. Lasst uns beten, damit Gott uns gebe, mit ihnen allen den Dialog zu vertiefen und die von Gott erhoffte Einheit zu erlangen, denn ohne sie kann die Welt nicht glauben, dass Jesus vom Gott Vater gesandt wurde.
Lasst uns auch mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern feiern, die die Wertstellung Christi hervorheben und seine nach dem Gottes Willen erfolgte jungfräuliche Geburt von Maria bekennen. Unser Fest ist also uns gemeinsam, wenn wir wissen, mit ihnen den Dialog des Lebens, des Zusammenseins und der Eintracht über gemeinsame Lebensauffassungen in Religion und Leben, durchführen.
Meine Brüder, fallt vor dem Kind der Krippe, das in Euch wohnen wollte, nieder.
Hierzu wende ich mich an unsere Kinder, die auf uns aus allen Ländern schauen; unsere Kinder im Golfgebiet, in Europa, Australien und beiden amerikanischen Kontinenten. Ihr seid, seitdem ich Euch während meiner Reisen kennengelernt oder während meiner seelsorglichen Betreuung begegnet habe, in meinem Herzen. Wahrlich seid Ihr ein richtiger Ausdruck der Apostolizität Antiochiens in Euren aktuellen Aufenthaltsländern. Eure Liebe zu Antiochien und das Ausüben Eures Glaubens verpflichten mich heute mehr denn je, die Hände für den Dienst der Kirche zusammenzutun und ein gemeinsames lebendiges Zeugnis über unsere Einheit und Liebe abzulegen. Damit werden wir Zeugen des Herrn in der Welt und unsere Antiochenische Kirche bleibt ihrer Geschichte, die durch das Licht der Märtyrer und der Heiligen beleuchtet ist, treu. Wir haben keinen anderen Weg als den Weg der Heiligkeit, die alles ermöglicht.
Ich sende Euch den apostolischen Segen und versichere Euch, dass ich jeden von Euch in meinem Herzen trage. Ich bitte Gott, mich durch Euch zu seinem treuen Diener zu machen, und dass wir zusammenarbeiten, damit Gott im Menschen, den Gott liebt, und in der Kirche, die seinen Namen in dieser Welt trägt, verherrlicht wird.
Veröffentlicht durch unsere Patriarchatsresidenz in Damaskus
Am 20.12.2012.