Treffen mit Vertreter der Evangelischen Kirche in Hofgeismar

Die Bedeutung von Religion bei der Integration von Flüchtlingen mehr berücksichtigen

Hofgeismar/Kassel 25.02.2016

Wie können die vielen Flüchtlinge, die aus Syrien nach Deutschland kommen, gut integriert werden? Diese Frage stand bei einem Treffen (12. bis 13. Februar) von Vertretern der rum-orthodoxen Kirche von Antiochia mit Vertretern der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar im Mittelpunkt, teilte die Ökumenedezernentin Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter mit. Anlass war der Austausch über die aktuelle Lage in Syrien und die Situation christlicher syrischer Flüchtlinge in Deutschland.

Dabei seien sich die Vertreter beider Kirchen einig gewesen, dass bei der Integrationsaufgabe, die sich sowohl für die Flüchtlinge als auch für die deutsche Gesellschaft stellt, die Bedeutung der Religion viel mehr Beachtung finden müsse, so Gütter weiter. Der deutsche Staat in seiner Verpflichtung zur religiösen Neutralität unterschätze mitunter die Rolle der Religion für die Flüchtlinge und sorge zu wenig dafür, dass nicht nur Muslime, sondern auch Christen in den Erstaufnahmelagern ihren Glauben leben können, bemängelten einige syrische Teilnehmer.

Die zunehmend kirchenferne deutsche Gesellschaft sei unsicher, wie sie mit den Bedürfnissen der hoch religiösen Flüchtlinge umgehen solle, stellten die Teilnehmer des Treffens fest. Die spirituellen und seelsorgerlichen Angebote der Kirchen und ihre Erfahrungen und Kenntnisse im interkonfessionellen und interreligiösen Dialog seien hier gefragt. Sie könnten über andere Konfessionen und Religionen aufklären und zugleich auch für Verständigung und Versöhnung zwischen den Religionen und Kulturen eintreten. Dabei könnten auch die Erfahrungen und Kenntnisse der christlichen Flüchtlinge aus Syrien helfen, denn sie haben viele Jahre in Frieden mit ihren muslimischen Nachbarn zusammengelebt.

Während des Treffens wurde außerdem die aktuelle Lage in Syrien erörtert. Die Berichte einiger Teilnehmer von der verzweifelten Lage von Familienangehörigen aus den Kriegsgebieten berührten alle Teilnehmer des Treffens tief, erzählte die Ökumenedezernentin. Zugleich zeigten sich die Vertreter der rum-orthodoxen Kirche dankbar für die großartige Hilfe, die die evangelischen Gemeinden der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowohl bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland als auch für die humanitäre Hilfe in Syrien leisten. Die Hilfe sei wichtig und unbedingt fortzusetzen, darüber waren sich alle Teilnehmer einig, und trafen konkrete Verabredungen dafür.

Seit 25 Jahren pflegen die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die rum-orthodoxe Kirche in Syrien und dem Libanon eine intensive Kirchenfreundschaft. An dem zweitägigen Treffen nahmen zeitweilig auch der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein und der Metropolit der rum-orthodoxen Kirche in Deutschland und Mitteleuropa, Isaak Barakat teil.
Quelle: http://www.ekkw.de/aktuell/index.php


Die Teilnehmer des Treffens gemeinsam mit Isaak Barakat, Metropolit der Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland und Mitteleuropa, und Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (Mitte). (Foto: medio.tv/Ökumenedezernat)

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