Predigt von Patriarch Johannes X. Bei der Beerdigung der Märtyrer der Prophet Elias-Kirche, Damaskus

Predigt von Patriarch Johannes X. Bei der Beerdigung der Märtyrer der Prophet Elias-Kirche Heilig-Kreuz-Kirche, Damaskus, 24. Juni 2025
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, des einen Gottes. Amen.
Christus ist auferstanden! Wahrhaftig, Er ist auferstanden! Lasst uns Seine Auferstehung am dritten Tage anbeten.
Eure Seligkeiten, Eure Eminenzen, ehrwürdige Väter, meine Lieben,
ich habe das vorbereitete Wort beiseitegelegt, denn die Leiber unserer geliebten Märtyrer, die hier vor uns ruhen, zwingen mich, aus dem Herzen zu euch zu sprechen.
Ihr, geliebte Märtyrer, habt uns verlassen und seid in den Himmel versetzt worden, in das ewige Leben vor dem Angesicht des Herrn, der von den Toten auferstanden ist. Ihr wurdet am vergangenen Sonntag getötet, dem zweiten Sonntag nach Pfingsten, einem Sonntag, den die Heilige Synode von Antiochien zum Fest aller antiochenischen Heiligen bestimmt hat. Ihr seid als Märtyrer gestorben und in das ewige Leben eingegangen – an diesem Tag –, und ihr habt euch der Schar aller gerechten und heiligen antiochenischen Heiligen und aller Heiligen angeschlossen. Heute wenden wir uns an euch. Wir bitten euch, für uns zu beten, jetzt, da ihr in den Armen des Herrn ruht.
Ich richte mich an euch, meine Lieben, meine Brüder und Schwestern, an die Familien der Märtyrer, an die Verwundeten, die Kranken und Verletzten. Ich spreche euch mein tief empfundenes Beileid aus und bitte den Herrn Jesus, euch mit Seiner göttlichen Rechten zu behüten, euch zu segnen, euch zu trösten und euch Geduld und Trost zu schenken. Ich spreche die Gläubigen unserer Gemeinde St. Elias an, wo sich diese Tragödie ereignet hat. Ich spreche all unsere christlichen Kinder in ganz Syrien und auf der ganzen Welt an. Ich spreche jeden Syrer an, ob Muslim oder Christ, denn was geschehen ist, ist kein isolierter Vorfall, keine persönliche Tat, kein Angriff auf eine einzelne Person oder Familie. Es ist ein Angriff auf jeden Syrer und auf ganz Syrien. Es ist gezielt ein Angriff auf das christliche Wesen. Daher wende ich mich an alle und bitte den Herrn, die Herzen zu trösten, uns zu stärken und uns standhaft zu machen im Glauben, in der Kirche und in unserer Heimat.
Der Apostel Paulus sagt im Brief an die Römer: „Denn leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.“ Der Fels unseres Glaubens ist der Herr, der von den Toten auferstanden ist. Und die Märtyrer, die heute vor uns liegen, sind Kinder der Auferstehung; sie wohnen im göttlichen Licht. Sie sind nicht gestorben; sie leben. Sie sind hinübergegangen – auch wenn auf grausame Weise – zu dem, den sie liebten. Sie beteten in der Kirche. Sie nahmen an der göttlichen Liturgie teil. Das Evangelium war soeben verkündet worden. Was für ein Angriff ist das?? In der Kirche, während das Volk betet und spricht: „In Frieden lasst uns zum Herrn beten – Herr, erbarme dich“ – und doch fand dieser sündige Angriff statt. Bisher hat er zweiundzwanzig Märtyrer das Leben gekostet. Nicht alle Leichname liegen vor uns, da einige Familien ihre Angehörigen bereits beerdigt haben. Zweiundzwanzig Märtyrer und über fünfzig Verletzte.
Gestern, nach dem Gebet in der Kirche, haben wir die Verwundeten in den Krankenhäusern besucht. Wir vergessen sie nicht und beten, dass der Herr ihnen Heilung schenke durch die Kraft Seines heiligen Kreuzes.
Was geschehen ist, ist ein Massaker. Ich wiederhole und betone: Es ist ein Massaker. Ein gezielter Angriff auf einen wesentlichen Bestandteil unseres geliebten Syriens. Ein Angriff auf jeden Syrer.
Herr Präsident, ich möchte Ihnen mitteilen, dass dieses Verbrechen das erste seiner Art seit den Ereignissen von 1860 ist. Wir akzeptieren nicht, dass eine solche Tat sich während der Zeit der Revolution und unter Ihrer ehrenwerten Führung ereignet. Dies ist zu verurteilen und inakzeptabel. Ich versichere allen: Wir Christen stehen über all diesen Ereignissen, und wir werden nicht zulassen, dass ein solch abscheuliches Verbrechen zum Auslöser für nationale oder konfessionelle Zwietracht wird – Gott bewahre. Wir stehen für die nationale Einheit ein und sind ihr gemeinsam mit allen Syrern – Muslimen wie Christen – verpflichtet. Wir leben in diesem edlen Land wie eine Familie. Viele Patriarchen und Kirchenführer aus aller Welt haben mich angerufen, ebenso Politiker, Präsidenten, Premierminister, Minister und auch Muslime aus diesem Land, um ihre Solidarität mit uns und ihre Verurteilung dieses grausamen Massakers auszudrücken.
Ich sage es offen: Herr Präsident, es schmerzt uns zutiefst, dass unmittelbar nach dem Verbrechen kein einziger Regierungs- oder Staatsbeamter anwesend war – außer Frau Hind Kabawat, einer Christin.
Das bedauern wir sehr. Wir sind ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Nation – und wir sind hier, um zu bleiben.
Ich erinnere daran: Die beiden Metropoliten von Aleppo, Paul und Youhanna, wurden entführt, und es wurde viel darüber gesprochen. Auch die Nonnen von Maaloula wurden entführt. Und dennoch sind wir immer noch hier. Das abscheuliche Verbrechen wurde vorgestern verübt – und wir bleiben.
Wir fordern Sie, Herr Präsident, auf: Wir brauchen eine Regierung, die sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält und keine belanglosen Entscheidungen trifft, die es nicht wert sind, von dieser heiligen Königlichen Pforte aus erwähnt zu werden.
Wir fordern eine Regierung, die Verantwortung übernimmt und am Leid ihres Volkes Anteil nimmt.
Herr Präsident, das Volk hungert. Wenn es Ihnen niemand gesagt hat, dann sage ich es Ihnen. Geehrte Regierungsmitglieder: Menschen kommen an die Türen unserer Kirchen und bitten um Geld für ein Stück Brot!!
Mit allem Respekt und in Liebe, Herr Präsident, Sie haben gestern mit dem Vikarbischof telefonisch gesprochen und uns Ihr Beileid ausgesprochen. Das reicht nicht aus. Wir schätzen das Telefonat, aber das geschehene Verbrechen ist größer und verdient mehr als einen Anruf.
Wir hoffen, dass die Regierung die Ziele der Revolution erreicht – wie Sie und alle gesagt haben: Demokratie, Freiheit, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit. Das ist es, was wir erwarten, was wir wollen und wofür wir arbeiten.
Ich sage es klar: Man hat uns mitgeteilt, dass die Regierung einen offiziellen Trauertag für die Nation ausrufen will. Herr Präsident, rufen Sie diesen Tag nicht als Tag der Trauer für uns Christen aus – wir wollen nicht, dass jemand um uns trauert. Ich finde es gut, wenn Sie ihn zum Trauertag für die Regierung erklären.
Diese Märtyrer sind nicht, wie manche Offizielle sagen, bloß „Verstorbene“ oder „Opfer“. Sie sind Märtyrer. Und ich wage zu sagen, meine Lieben: Sie sind Märtyrer für den Glauben und für die Heimat.
Es ist wichtig für uns zu wissen, wer hinter dieser abscheulichen Tat steht. Man hat uns Aufklärung versprochen. Das ist uns wichtig – aber noch wichtiger ist: Ich sage es klar – die Regierung trägt die volle Verantwortung.
Was unser Volk will, ist Sicherheit und Frieden. Die erste Pflicht der Regierung ist es, Sicherheit für alle Bürger ohne Ausnahme und ohne Diskriminierung zu gewährleisten.
Herr Präsident, wir haben die Revolution und ihren Sieg in all unseren Reden begrüßt. Auch Ihnen persönlich haben wir gratuliert. Als Sie Präsident des Landes wurden, haben wir Sie beglückwünscht und alles Notwendige getan – denn wir sind wahre Bürger dieses Landes. Wir sind Syrer, stolz und aufrichtig. Unser Land ist unser Boden und unsere Würde. Ich habe es schon einmal gesagt und sage es wieder: Wir haben Ihnen die Hand gereicht, um das neue Syrien aufzubauen – und wir warten, leider, noch immer darauf, dass uns eine Hand zurückgereicht wird.
Wir beten, ihr Lieben, für unsere Märtyrer, für unsere Verwundeten und ihre Familien. Wir beten für unser Land und für die ganze Welt. Wir beten, dass das zukünftige Syrien die Heimat wird, von der jeder Syrer träumt.
Dieser Verbrecher betrat die Kirche bewaffnet und mit Sprengstoff. Unsere jungen Männer – Jiries, Bishara und Boutros, die ich persönlich kenne – sahen ihn. Sie hielten ihn zurück, drängten ihn fort und warfen sich auf ihn. Sie nahmen in Kauf, zerrissen zu werden – und sie wurden es –, um diejenigen in der Kirche zu retten. Das ist unser Volk. Das sind unsere Helden. Sie wurden zerrissen, um – wie man mir sagte – 250 Menschen in der Kirche zu schützen.
Vor diesem heldenhaften
christlichen Volk sage ich mit Zuversicht: Wir fürchten uns nicht, und wir gehen unseren Weg weiter.
Im Angesicht dieses gewaltigen Geschehens bekräftige ich abschließend: Sie hätten ebenso gehandelt, wenn sie sich in einer Moschee befunden hätten – um diejenigen um sie herum zu schützen.
Unsere Gebete gelten unseren Märtyrern, und wir bitten sie, für uns zu beten – dort, wo sie im göttlichen Licht weilen.
Der Herr sagt im Evangelium: „Habt Mut, ich habe die Welt überwunden.“ Und auch: „Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken.“
Ich danke euch allen, und der Herr beschütze euch – Er, der in Ewigkeit gesegnet ist. Amen.